Montag, Januar 07, 2008

Mehr Projektmanagament – weniger Planung

Sie dachten, die Planwirtschaft sei mit dem Fall des eisernen Vorhanges untergegangen?

Irrtum, sie hat es sogar bis in die Mitte des Kapitalismus geschafft – getarnt als Projektmanagement.

Zertifikate vermitteln Sicherheit – oft nur vermeintlich. Oder warum sonst passieren Autounfälle, obwohl doch jeder Fahrzeuglenker über einen Führerschein verfügt?

Nicht anders verhält es sich mit dem Projektmanagement. Da wird gelehrt und zertifiziert in gerne steigendem Umfang. Doch am Ende einer Zertifizierung steht ein zertifizierter Projektleiter. Der ist nicht zu verwechseln mit einem erfahrenen Projektleiter, einem „Könner“. Natürlich kann der Neu-zertifizierte auch eine Menge – da werden Vorgänge geplant, Meilensteine definiert, Risiken berechnet.

Dabei entsteht mühelos ein Projektplan, mit dem man Wände tapezieren kann. Kurz gefasst: „Projektplanwirtschaft“.

Mit Methode wird Projektplanung betrieben, in der eine Reihen von Erfolgsfaktoren in Projekten schlicht übersehen werden: Menschen, Erfahrungen, Zufälle, Kreativität, Gruppendynamik und Teamarbeit.

Natürlich ist eine sorgfältige Projektplanung unabdingbar – nur ist sie eben nicht alles. Auftragsklärung, die eigentlichen Ziele des Projektes, die möglicherweise versteckten Ziele der Beteiligten sind nur ein paar der Faktoren, die im Projekt dringend Beachtung finden müssen. Und das jenseits von Techniken, Checklisten und Planungstools.

Das Wissen darum eignet sich ein Projektleiter im Laufe der Zeit an. Man nennt es Erfahrung. Sichtbar wird es oft nur indirekt, es ist versteckt in implizitem Wissen und in etwas, das wenn überhaupt, mit „Intuition“ umschrieben wird. Wie man das lernt, kommt in den an Fakten und Checklisten orientierten Zertifizierungen nicht vor.

Gute Projektleiter – die „Könner“ - sehen, dass ihr Plan nicht die Realität ist. Dass Dinge anders laufen als geplant. Dass die Wirklichkeit nicht linear, sondern höchst komplex ist. Es geht um den Abschied vom tayloristischen Maschinendenken und um die grundlegende Einsicht, dass „es“ immer anders sein kann als gedacht.

Diese Einsicht ist wesentlich für erfolgreiches Projektmanagement. Das bedeutet auch, in Alternativen zu denken und Pläne als eine Möglichkeit zu begreifen. Eine Variante der Lösung, die jederzeit angepasst und verändert werden kann, um das Ziel zu erreichen – und dies den Projektmitarbeitern gegenüber auch so zu vertreten.

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